Heute starten wir eine kurze Serie von Blogeinträgen zum Thema Industrie 4.0. Sie dürften davon wahrscheinlich schon einmal gehört haben. Gemeint ist die industrielle Revolution, die derzeit offenbar über die Fertigungsindustrie hinwegfegt. Oder etwa nicht? Vielleicht ist es ja nur ein weiteres Marketing Schlagwort, ein leeres Wort – ohne eine wirkliche Bedeutung? Solltest Sie sich damit überhaupt befassen? Und betrifft es Ihren Geschäftsbereich? Die kurze Antwort ist: Ja, Sie sollten sich damit befassen! Denn Tatsache ist, dass die Sache von höchster Wichtigkeit ist. In dieser Reihe von Blogeinträgen wollen wir erklären, was Industrie 4.0 bedeutet, warum es so wichtig ist und warum Wirtschaftsunternehmen keine Zeit verlieren sollten, sich diesem neuen Trend nicht nur anzuschließen, sondern dabei sogar eine führende Rolle zu spielen.
Die Unternehmenswelt, wie wir sie heute kennen, wurde von drei großen industriellen Revolutionen geformt. Die erste industrielle Revolution (Ende des 18. u. Anfang des 19. Jahrhunderts) war gekennzeichnet durch den Wechsel von der Agrarwirtschaft zu einer mechanisierten Produktion – ermöglicht durch die Nutzbarmachung von Wasser und Dampfkraft. Der zweite wichtige Umbruch fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt und war durch eine rasche Konsolidierung und Industrialisierung der Produktion gekennzeichnet, als so revolutionäre Innovationen wie die Elektrifizierung von Fabriken und die Fließbandfertigung eingeführt wurden. Es war der Beginn der erschwingbaren Güter für den Massenbedarf. Die Einführung des Computers führte dann zu dem, was weithin als dritte industrielle Revolution verstanden wird – durch Robotisierung und Automatisierung. Dies ist der den meisten von uns heute vertraute Status-Quo-Zustand, wie ihn die Unternehmenswelt bis heute kennzeichnet.
Jetzt stehen wir aber vor einem ganz neuen Zeitalter der Technologie und Unternehmenswirtschaft – einer vierten industriellen Revolution oder: Industrie 4.0. Dieses neue Industriezeitalter wurde eingeführt durch das „Internet of Things“ (IoT) oder, noch genauer, durch das „Industrial Internet of Things“ (IIoT). IIOT und Industrie 4.0 sind so eng miteinander verwoben, dass es schwierig ist, die beiden zu unterscheiden. Es gibt aber gleichwohl einen Unterschied:
Das IIOT ist ein Netz von physischen Objekten – Maschinen, Fahrzeugen, Gebäuden und anderen Gegenständen –, die allesamt mit Elektronik, Software, Sensoren und Vernetzungen verbunden sind, damit in ihnen Daten erhoben und miteinander ausgetauscht werden können. Das erlaubt es, den Zustand dieser Objekte jederzeit abzufragen, zu überwachen und zu kontrollieren – dank einer voll vernetzten Infrastruktur. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit einer unmittelbaren Integration zwischen der physischen und der digitalisierten Welt, also von Maschinen und Computern, wodurch sich Gelegenheiten der Verbesserung von Effizienz und Genauigkeit bieten – mit der Folge, bisher ungenutzte wirtschaftliche Gewinne zu erzielen. Industrie 4.0 ist nun, in Fortführung des IIoT, die allumfassende Vision einer dauerhaften Verschmelzung zwischen der digitalen und der physischen Welt – womit eine neue Transformation der Unternehmenswelt ausgelöst wird. IIoT ist ein notwendiger Bestandteil, aber noch nicht der Gipfel dieser Vision.
Diese neue industrielle Revolution läutet, um es kurz zu sagen, ein neues Informationszeitalter der Optimierung und Digitalisierung ein. Dieses neue industrielle Zeitalter ist schon von langer Hand vorbereitet worden; tatsächlich ist es so, dass einige Dienstleister bereits seit Jahren den Versuch unternommen haben, sich die zunehmende Verfügbarkeit von Computerkapazitäten, von Vernetzungsmöglichkeiten und von erweiterten Analysefunktionen zunutze zu machen. Wir kennen beispielsweise die Prozesssteuerung, einem frühen und bereits gut etablierten Vorläufer dieses Trends. Auch moderne Analysemethoden sind schon seit über einem Jahrzehnt verfügbar. Aber nun hat dieser Trend eine kritische Masse erreicht – sowohl was die konkrete Umsetzung als auch was die Anerkennung seiner Verfügbarkeit angeht. Das neue Phänomen hat viele Namen, wird aber meist unter dem Begriff Industrie 4.0 erfasst, weil es so von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in ihrem High Tech Strategy 2020 Action Plan bezeichnet wurde: in Anerkennung seines Potenzials, die Industriewirtschaft radikal zu verändern.
Im nächsten Blogeintrag werden wir die Faktoren erläutern, die dazu beigetragen haben, wie mit Hilfe von Industrie 4.0 eine solche Transformation möglich ist und welches Potenzial sie uns heute bereits bietet. Wir werden auch untersuchen, inwieweit sich die neue digitalisierte Industrie sich in der Zukunft verändern wird und welche Herausforderungen uns auf dem Weg dorthin erwarten.